Vereinsgeschichte

 

Der Turnverein Wallmerod wurde im Gasthaus: ”Zum goldenen Löwen” am 21. September 1894 gegründet, und zwar auf einer zu diesem Zweck vom Gerichtsassistent Rouge einberufenen Versammlung. Er zählte gleich 33 Mitglieder als Gründer.

Der erste Vorsitzende war Herr Rouge

Um Geld zum Ankauf von Geräten herbei zu schaffen, wurde ein Monatsbeitrag von 50 Pfennig erhoben, und zu Weihnachten 1894 im Vereinslokal “Gasthaus zum Goldenen Löwen” Theater gespielt, welches auch einen namhaften Überschuss ergab. Jetzt konnte nun Geräte anschaffen. Ein Sprungständer war schon besorgt. Dann kaufte man ein Reck. Geturnt wurde bei guter Witterung im Gerhardsberg. Der von der Gemeinde dort zur Verfügung gestellte Platz, wurde, soweit dies nicht von der Gemeinde geschah, von den Turnern gerodet und verebnet. Der schöne, von Bäumen umgebene Spielplatz dort ist fast ausschließlich das Werk des Turnvereins. Zur Unterbringung der Geräte errichtete man dort eine Bretterhalle. Im Winter turnte man im Saal des Vereinslokals.

Im Oktobe1896 übernahm Heinrich Kutscheid den Posten als Turnwartes, ein Amt. dass er bis ins hohe Alter mit Hingebung und Opfermut ausübte. Leider war bei vielen Mitgliedern die Liebe zur Turnerei nur Strohfeuer, das bald erkaltete. Bei einem 1897hier abgehaltenen Sängerfest, verbunden mit Fahnenweihe, zählte der Turnverein nur noch 6 aktive Turner, die aber doch den Festzug mitmachten. Diese 6, und zwar Heinrich Kutscheid , Josef Arnold, Johann Braun, Johann Schönberger, Johann Göbel, Eugen Bohlen gaben nicht auf und turnten weiter. Ihre Bemühungen lohnten sich. Der Verein zählte im Jahr 1898 24 Mitglieder. Es wurde ein Barren für 120 Mark gekauft. Das Geld dafür wurde durch Theaterspielen und Mitgliedsbeiträge beschafft.

lm Jahre 1900 trat der Verein in den Lahndillgau des Mittelrheinkreises der Deutschen Turnerschaft bei. Um nun den Anforderungen des Gaus in der Turnerei nachkommen zu können, wurde noch ein Pferd für 117 Mark angeschafft; Theaterspielen erbrachte wieder den größten Teil des Geldes. Mit dem Jahre 1901 wurde auch ein Protokollbuch angelegt und geführt, während vorher keinerlei Aufzeichnungen über die gefassten Beschlüsse der Sitzungen und Versammlungen gemacht wurde. Das vorher Gesagte stützt sich auf mündliche Mitteilungen von Gründern. Auch ein richtiges Kassenbuch wurde in Gebrauch genommen. Im Jahre 1902 wurden die Satzungen des Vereins niedergeschrieben und angenommen, desgleichen in 1903 eine Turnordnung.

Am 10.1 03 wählte die Jahreshauptversammlung anstelle des von hier versetzten Aktuars Jung den Gerichtssekretär Kilbinger zum 1. Vorsitzenden. Ein früherer Beschluss, Turner nach 3-maligem Fehlen in den Turnstunden und den Versammlungen sollten 10 Pfennig Strafe zahlen. wurde dahin umgeändert: die fleißigsten Turnstunden Besucher eines Vereinsjahres bis zu 1/3 der Jahresdurchschnittszahl der Besucher mit kleinen Wertgegenständen zu belohnen. Dieses System hat sich bewährt.

Der Verein nahm von 1903 an sowohl turnerisch als auch namentlich in Mitgliederzahl zu. Er stieg 1904 bis auf 60 und blieb auf dieser Höhe von da an Jahre lang.

Am 4. Dezember 1904 gründete man eine Gesangsriege zur Einübung eines Grabliedes, eines Trauungsliedes und einiger Turnerlieder. Bei Beerdigung eines Mitgliedes wurde dann auch in der Folgezeit stets das Grablied gesungen, auch bei der Trauung von Mitgliedern auch ein Traulied. Die Lieder übte der erste Vorsitzende ein.

Leider erlitt der Turnbetrieb mangels eines geeigneten Raumes zum Turnen im Winter oft große Unterbrechungen. Es wurde immer klarer, dass ohne Turnhalle hier kein Turnverein richtig gedeihen und seinen Zweck erfüllen kann Wie war der Turnverein schon herumgeworfen worden. Seit Gründung bis 1902 wurde im Saal ”Zum Goldenen Löwen” geturnt. Da dies von dem Inhaber nicht mehr geduldet wurde, weil das Gebäude unter der Erschütterung leide, schloss der Verein in 1902 mit dem Gastwirt Westhäuser einen Mietvertrag ab, wonach wir in dessen Saal turnten. Da dieser zu niedrig für ein Reck ist, konnte nur am Barren und Pferd geturnt werden. Die Turner halfen sich aber, indem sie den verstellbaren einen Holmen des Barren herauszogen und den anderen überecks in die Ständer möglichst hoch einließen, und nun konnte man leichtere Reckübungen vornehmen. Hier nun wurde regelmäßig zweimal wöchentlich geturnt. Leider dauerte die Herrlichkeit nur ein Jahr. Der Besitzer wechselte und der Nachfolger gab den Saal nicht mehr her In 1904 wanderten wir wieder und zwar zu Gasthaus Meilinger, der dem Verein seine Kegelhalle zur Verfügung stellte. Die war so niedrig, dass, um nur Schwingübungen am Barren machen zu können, dieser in die Erde eingegraben werden musste .

Dies war ein arger Notbehelf. Man turnte daher eine Zeit lang in der Schulscheuer. Im Winter war dies aber wegen zu starker Kälte auch nicht möglich.

Im Jahre Anfang 1905 machte der Gastwirt Wolf “Zum Goldenen Löwen” das Anerbieten, den Turnverein in einer von ihm zu erbauenden Kegelhalle turnen zu lassen, wenn er wieder seine Wirtschaft zum Vereinslokal mache. Mit Freuden griff der Verein zu und zog in 1905 wieder in sein erstes Vereinslokal. Von jetzt ab konnte auch im Winter geturnt werden, da der Verein einen Ofen in die Halle stellte. Man turnte auch meistens im Sommer in der Halle, namentlich, nachdem die Bretterhalle im Gerhardsberg so sehr verfallen war, dass man die Geräte nicht mehr darin unterbringen konnte. Wenn auch der Turnstundenbesuch manchmal so gering war, dass ein Riegenturnen nicht stattfinden konnte, so sorgte der Vorstand doch, dass die Turnerei nicht ganz einschlief. Das Vereinsleben nahm alljährlich einen regelmäßigen Verlauf. Im Januar war Jahreshauptversammlung, im April Anturnen, gegen Sommer Vorbereitung zum Bezirks-oder Gauturnfest. Anfang Oktober Rekrutenabschied, Weihnachten Konzert. Letzteres bildete einen Hauptanziehungspunkt für Wallmerod und Umgebung. Im Jahre 1912 legte sich der Verein eine Fahne zu. Die Fahnenweihe verbunden mit dem Bezirkswett Turnen des Westerwaldbezirkes des Lahndillgau fand im Juni 1912 statt So gedieh der Verein ruhig weiter, er wuchs an Mitgliederzahl und Dank weise geübter Sparsamkeit schwoll dessen Spareinlage immer mehr an.

Da brach der Weltkrieg aus, der den ganzen Verein lahmlegte. Von den 72 Mitgliedern waren nach und nach 50 zu den Fahnen einberufen. 10 davon starben den Heldentod fürs Vaterland, einer blieb vermisst, 4 erhielten das Eiserne Kreuz I. Klasse, 25 das Eiserne Kreuz II. Klasse, 1 den Bayrischen

Militär Verdienstorden IV. Klasse mit Schwertern. Nach dem so unglücklichen Ausgang des Krieges konnte der Turnbetrieb noch nicht aufgenommen werden, da infolge der amerikanischen Besatzung kein Raum zur Verfügung stand, doch traten viele namentliche Kriegsteilnehmer dem Verein bei, sodass die Mitgliederzahl bis auf 90 anstieg. Im Juni 1919 zogen endlich die Amerikaner ab, und man rüstete sich zur Feier des 25-jährigen Bestehens des Vereins. Leider brachen Zwistigkeiten innerhalb des Vereins aus, die schließlich zu dem Austritt von 20 Mitgliedern und gerade solchen von 16- 26 Jahren führte, sodass ein geregelter Turnbetrieb nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Auch die Feier des 25- jährigen Bestehens wurde aufs nächste Jahr verlegt.

Im Januar 1921 legte der Erste Vorsitzende Kilbinger sein Amt nach 18-jähriger Tätigkeit nieder. Aus Dankbarkeit für seine lange erfolgreiche Tätigkeit wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Am 10. Juni 1921 wählte die Hauptversammlung zum Ersten Vorsitzenden den seitherigen Schrift-und Kassenwart Heuchemer.

Die Mitgliederbewegung zeigt folgende Zahlen: 1898- 30, 1901- 30, 1905 -60, 1910- 70 Nach dem Kriege stieg sie bis auf 90 Nach dem Austritt der 20 Mitglieder waren es immer noch 74, jetzt ist der Stand der Mitglieder 92, dazu kommt noch eine Schülerriege von 27 Schülern. Im Lauf der Jahre wurden dem Turnverein zur Erbauung einer Halle mehrere kleinere Geldbeträge zuletzt noch während des Krieges von der Regierung in Wiesbaden 2000 Mark, ferner von Karl Hutter in New York ein geborener Wallmeroder 1000 Mark gegeben Als nun im Frühjahr 1921 eine Unterstützung seitens des Ministeriums für Volkswohlfahrt von 20.000 Mark in Aussicht gestellt wurde, hielt man den Zeitpunkt, ein eigenes Sportheim zu gründen, für gekommen, da der Verein schon seit 1913 einen großen schönen Platz erworben hatte .

Dies ging so zu . Auf Antrag des Ersten Vorsitzenden wurde in der Vereinsversammlung vom 7.3. 1903 beschlossen, einen geeigneten Turn- und Spielplatz zu erwerben und den Verein ins Vereinsregister eintragen zu lassen. Unzählig sind die Versuche und Pläne, die im Laufe der Jahre gemacht wurden. Es gibt fast keine Gewann in der Nähe vom Ort, in der nicht nach einem geeigneten Platz gesucht wurde -ohne Erfolg.

Entweder fand man den Platz nicht an gut oder, was meistens der Fall war, man konnte sich wegen des Preises nicht einigen, da die beschränkten Mittel des Vereins keine größere Ausgabe ertrugen. Erst der nun ernannte Rentmeister des Gräfl. von Walderdorff‘ schen Fideikommisses in Molsberg ging auf den Antrag des Ersten Vorsitzenden auf Verkauf des Walderdorff’schen etwa 2 Morgen 67 Ruten haltenden Ackers- Nappenheck- ein. Nach längeren Verhandlungen kam der Kauf zustande, wonach der Turnverein Wallmerod die genannten Äcker, unsern jetzigen Turnplatz für 12 Mark die Rute, insgesamt für 3200 Mark kaufte. In der denkwürdigen Hauptversammlung vom 16.3 13 wurde beschlossen, auf diesen Kauf einzugehen und den Verein nach Überschreibung des Ackers auf seinen Namen in das Vereinsregister des Amtsgerichts hier eintragen lassen Da der Acker gepachtet war und die Pachtzeit noch 2 Jahre dauerte, konnte der Verein den Platz vorerst noch nicht in Benutzung nehmen.

Auf Antrag des Vorstandes in der Monatsversammlung vom 16.4 .21 wurde beschlossen, eine Turnhalle zu bauen -ein schwerer Entschluss- da diese nach dem Kostenanschlag 120 000 Mark kosten sollte Die Vorbereitungen nahmen noch einige Zeit in Anspruch, aber am 16 August 1921 wurde der erste Spatenstich von dem Ehrenvorsitzenden Kilbinger getan. Nun ging es zügig ans Werk.

Die Gemeindevertretung hatte dem Verein das Holz aus ihrem Wald unentgeltlich zur Verfügung gestellt, desgleichen die Steine aus dem Gemeindesteinbruch. Ein Teil der Mitglieder übernahm die schwerste und größte Arbeit, das Brechen der Steine, ein anderer die Ausschachtung des Bauplatzes, der dritte grub Sand, den man in vorzüglicher Güte und anscheinend auch in genügender Menge auf dem Turnplatz erbohrt hatte. Dank der günstigen Witterung schritten die Arbeiten zügig fort, obwohl die Mitglieder nur ihre Zeit nach Feierabend benutzen konnten. Am 14. September begannen die Maurerarbeiten, sodass am 20. Oktober 1921 die Grundsteinlegung erfolgen konnte.

Heuchemer, I. Vorsitzender

Kilbinger, Ehrenvorsitzender

Heinrich Kutscheid, 1. Turnwart

Steinebach, Johann Kassenwart

Kaspar Kutscheid, II. Vorsitzender

Fritz Steinebach, 2. Turnwart

Und nun noch eine kurze Chronik zum Schluss

1. Die Gründung des TV Wallmerod ist hauptsächlich auf den damals in Wallmerod ansässigen Gerichtssekretär Rouge zurück zu führen. Ein erster Gedankenaustausch erfolge am 05.01.1894. Am 21 .09. 1894 wurde im Gasthaus ‘Zum Goldenen Löwen’ der TV Wallmerod gegründet

2. Im Jahre 1899 trat der TV Wallmerod dem Lahn/Dill Gau der Deutschen Turnerschaft bei.

3, Am 10.01 1903 wurde Gesichtssekretär Bernhard Kilbinger zum 1. Vorsitzenden des TV gewählt. Unter ihm wurde Wallmerod zu einer Hochburg das Turnen: im gesamten Westerwald.

4. Eines der wichtigsten Ereignisse in der frühen Geschichte das TV war der Ankauf von 2 Morgen und 67 Ruten Land für den Bau eines Turnplatzes. Am 16 06.1913 wurde der Vertrag; unterschrieben.

5. In einer für den Verein denkwürdigen Sitzung wurde im April 1921 der Bau einer Turnhalle beschlossen. Die Grundsteinlegung erfolgte um 02 10.1921; die Einweihung fand am 05 .07.1922 statt.

6. Mit Beginn des Kriegs im September 1933 stellte der TV Wallmerod den Sportbetrieb ein. Kaspar Schaaf übernahm kommissarisch die Leitung des Vereins. Viele Mitglieder das TV erhielten ihren Einberufungsbefehl und kehrten nicht mehr, einige erst nach 8 oder 9 Jahren zurück.

7. Am 16.02 1946 beantragte der immer noch amtierende 1. Vorsitzende Kaspar Schaaf bei der Militärregierung in Hachenburg die Gründung eines Turn-und Sportvereins mit den Abteilungen Fußball, Leichtathletik und Turnen. Der Antrag wurde abgelehnt.

8. Um seine Arbeit als Sportverein weiter führen zu können, erfolge um 05.09.1946 die Gründungsversammlung nach dem Krieg

9. Durch die Erweiterung des Sportgeländes im Jahre I950 stieg auch das Interesse am Sport und somit die Anzahl der Vereinsmitglieder erheblich.

10. I954 änderte man den Vereinsnamen. Der Verein heißt seitdem : Turn-und Sportverein 1894 e.V. Wallmerod

11. In den 70er Jahren wurde eine neue Halle durch die Ortsgemeinde Wallmerod erbaut, nachdem der TuS der Ortsgemeinde das entsprechende Gelände dafür übertragen hatte. Auf dem ehemaligen Sportplatz des TuS Wallmerod steht die Grundschule des Ortes Wallmerod, die von Molsberger und Wallmeroder Kindern besucht wird.

Im neuen Jahrtausend entstand in der Nähe der Zentralen Sportanlage eine moderne Dreifachhalle, die Sport-und Kulturhalle der Verbandsgemeinde Wallmerod, die von den Mitgliedern des TuS Wallmerod oft und gerne von Montag bis Sonntag genutzt wird.

12. Nach wie vor erfreut sich das Vereinsleben in unserer Gesellschaft einer großen Beliebtheit. In den unterschiedlichsten Formen wird Sport getrieben. In diesem Zusammenlung ist auch in unserem Verein ein Trend zu erkennen

Der Weg führt zum einen zum Gesundheitssport. Hierbei arbeiten Ärzte, Krankenkasse und Verein gemeinsam im Gesundheitswesen. Zum anderen geht der Trend zu modernen Formen des Fit-seins.

Seit den 90er Jahren ist der TuS im Besitz eines eigenen Fitness Studios, welches sich zunächst im Keller der in den 70er Jahren erbauten Halle befand. Seit die Halle nicht mehr für Sportbetrieb zur Verfügung stand, zogen die Fitnessgeräte mit ihren Teilnehmern ins Gebäude der Zentralen Sportanlage um. Als Mitglied kann hier jeder gegen eine geringe Gebühr trainieren.

Einzelne Gruppen wuchsen überproportional, so die Ju-Jutsu Abteilung, die Fitnessabteilung und die Herzsportgruppe.

Mitglieder im TuS Wallmerod kommen nicht nur aus Wallmerod, sondern aus mehr als 20 Orten in näherer Umgebung.